Tausend Wunder … und ein Tropfen Ghulspucke #3

Heute geht es endlich weiter mit meinen drei Möchtegern-Helden. Mal sehen, was so am Eingang der Grotte auf Zitara und Maljosh wartet. 🙂

Anfang verpasst? Ganz einfach: Hier geht es zu Episode 1. 🙂

 

Bevor seine Gedanken nun allerdings wieder zu jenem schrecklichen Abend wandern konnten, der mit ihm als zitterndem Bündel im Schlamm am Fuß der Klippe von Roxxor-Manor geendet hatte, den keuchenden, blau angelaufenen Ambros in den Händen, zog Zitara ihn energisch vom letzten Brett der Brücke runter und stieß ihn in den weit geöffneten Schlund der Grotte.

Für Sekunden war es um Maljosh herum nun so stockfinster, dass er die Hände vor Augen nicht sehen konnte. Unbeholfen wie ein Kind tastete er um sich und traf Zitara im Gesicht.

„He, pass doch auf!“, rief sie. Er gab ein polterndes Geräusch.

„Na toll, das waren die Fackel und der Feuerstein. Prima!“

Maljosh zuckte entschuldigend mit den Schultern, was Zitara natürlich nicht sehen konnte. Er bückte sich nach vorn, um nach den Sachen zu suchen. Sie hatte leider genau die gleiche Intension verfolgt. Ihre Köpfe stießen laut rappelnd an einander.

„Au!“, schrien sie gleichzeitig auf und das Echo ihrer Stimmen halte den Gang hinab.

„Hast du zwei linke Körperhälften oder wie?“, begann Zitara zänkisch. Maljosh wollte etwas sagen, bewegte sich in ihre Richtung doch sie zischte ihn augenblicklich böse an. „Halt! Was auch immer du gerade zu tun, zu sagen, zu denken vorhast. Lass es einfach. Augenblicklich. Beweg dich nicht. Rede nicht. Am besten hältst du die Luft an, bis ich die Fackel gefunden und angemacht habe.“

Der Gnom tat wie geheißen und Zitara kroch auf Knien über den felsigen Boden, bis sie endlich ihre Lichtquelle in die Finger bekam. Mit geübten Griffen ließ sie den Stein Funken schlagen und der warme, rötliche Schein ergoss sich in den dunklen Tunnel vor ihnen.

Maljosh holte einmal tief Luft. Zitara sah ihn ungläubig an. „Du hast nicht wirklich …“

„Du hast doch gesagt, ich soll nicht atmen.“

Sie rollte mit den Augen. „Folge mir. Und tu nichts. Fass nichts an. Sei mein Schatten. Nein, sei unauffälliger als mein Schatten. Das solltest du doch können.“

Maljosh nickte und sie stiegen über den unebenen, grob gehauenen Gang hinab in die Dunkelheit.

Für eine ganze Weile führte der Gang in sanften Windungen und Kurve stetig abwärts. Maljosh trottete gemächlich hinter Zitara her, die ihn gar nicht erst auffordern musste, einen gewissen Abstand einzuhalten. Er verkniff sich dabei auch jedwede Bemerkung über die auffälligen Kratzmarken in den Granitwänden, die auf den einen oder anderen Bewohner der Grotte schließen ließen. Nur bei einer sehr langen, sehr tiefen Narbe im Fels konnte der Gnom nicht an sich halten und musste Zitara einfach darauf hinweisen.

„Risse im Felsen kommen öfter vor“, gab sie entnervt zurück und wollte fragen, ob er denn noch nie in einem Berg gewesen war, doch Maljosh unterbrach sie neunmalklug: „Ein Riss, meine liebe Zitara mag ja angehen. Ein so tiefer Riss auch. Doch erstens ist er nicht in Bewegungsrichtung der Platten auf denen wir uns befinden. Und zweitens, leuchte mal da hin.“

Als sie ihn mit offenem Mund nur anstarrte und seiner Aufforderung nicht nachkam, drückte er gegen die Hand, mit der sie die Fackel trug, und der helle Schein fiel auf die Stelle unterhalb des Risses. Parallel dazu war ein zweiter, genau gleicher solcher Riss. Maljosh zog an ihrem Arm. Wütend stieß sie ihn fort, doch folgte ihre Bewegung der angedeuteten Richtung. Und ja, auch oberhalb zog sich eine tiefe Furche durch das Gestein.

Zitara schluckte. Maljosh brauchte es fast nicht mehr in Worte fassen.

„Ein Drache“, platzte es aus dem Gnom heraus.

Zitara nickte, wollte etwas erwidern, dann aber fasste sie sich wieder. Sie schüttete den Kopf und setzte eine versteinerte Miene auf. Sie war schließlich nicht zum ersten Mal hier, und sie wusste von den Gerüchten.

„Ja, das ist mir bekannt“, gab sie scharf zurück und Maljoshs Mund klappte augenblicklich wieder zu. „Ich bin durchaus schon öfter hier gewesen, und was glaubst du wohl, werden wir als letzte und mächtigste Zutat für den Wundertrank für deinen Ambros brauchen?“

Maljosh schüttelte den Kopf und trottete ihr folgsam wieder hinterher.

„Drachenschuppen, Dummerchen. Die machtvollste Zutat der Welt sind Drachenschuppen. Aber lass uns beten, dass es reicht, wenn wir auf Ebene vier ein paar Dagonkins ihre giftgrünen Brustschüppchen ausreißen, denn dem, der diese Krater in die Wand geschlagen hat, sollten wir tunlichst nicht begegnen.“

„Es muss auch schon eine Weile her sein. Die Spuren sind sehr verwittert. Ich wollte dich ja nur darauf hinweisen…“

„Danke, spar dir in Zukunft deine Spucke für.“

Sie bogen um eine Ecke und der Gang vor ihnen teilte sich und verlor sich in einem Labyrinth aus weiteren Gängen, die durch bläulich schimmernde Flämmchen an den Wänden gespenstisch erhellt waren. Die Zwergin legte den Finger an die Lippen und bedeutete Maljosh vorsichtig zu sein. Sie selbst tastete sich mit Zehen und Fingerspitzen weiter vor.

Maljosh dachte wieder an Zitaras Vortrag über Peregreins Gesetzt der Vorhersehbarkeit und kam zu dem Schluss, dass er sie ruhig noch eine Weile vorauslaufen lassen konnte, wenn das hier wirklich nur das erste Level war.

„Was genau brauchen wir eigentlich“, frage er, nachdem sie hinter drei weiteren Abzweigungen nichts als weitere endlose Gänge und noch mehr blaue Flämmchen gefunden hatten. Zitara wollte einmal mehr genervt herumfahren, schien es sich im letzten Moment allerdings anders zu überlegen, denn es machte durchaus Sinn, wenn sie ihn einweihte.

„Da ich davon ausgehen muss“, begann sie im Flüsterton, „dass ihr einen der mächtigst möglichen Bannzauber in allen sieben Königreichen abbekommen habt, brauchen wir die sieben Zutaten der Macht.“

„Zutaten der Macht?“

Zitaras Hand zuckte in Richtung ihrer Stirn, doch sie unterließ es, sich dagegen zu schlagen. Stattdessen erklärte sie betont geduldig: „Sieben Städte, sieben Königreiche, sieben Götter, sieben Türme am Palast der Ewigkeit. Jeder davon steht für einen Ring der Macht. Auch die Monster, das habe ich dir ja schon erklärt, lassen sich in diese Kategorien oder Machtkreise einteilen. Und für jeden dieser Machtkeise gibt es einen Vertreter, der quasi das Urbild dieses Kreises ist.

Lächerlich schwächlich aber in der Masse und gegen unbedarfte Freizeithelden absolut tödlich und darum unerlässlich für den ersten Ring: Die Ghule. Ein Tropfen ihrer Spucke wird genügen. Sie treiben sich hier oben in den Labyrinthe herum.“

Maljosh nestelte eifrig an seiner Tasche herum und zog einen kleinen Notizblock hervor.

„Ernsthaft jetzt?“, frage Zitara und ihre grünen Zöpfe, die im blauen Licht eher kränklich als giftig wirkten, begannen ungehalten zu wippen.

Maljosh ließ sich von ihrer brüsken Art jedoch immer weniger einschüchtern und schrieb mit filigraner Handschrift auf den Zettel: ein Tropfen Ghulspucke.

„Was noch?“

 

to be continued.

One comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert