Das Herz des blauen Drachen
Ein weiterer Epos aus Erui
Wer Erui kennt, der weiß: Dort gibt es keine kleinen Geschichten. Alles ist miteinander vernetzt und verwoben. Manchmal frage ich mich da selbst, wie ich mir all diese Fakten über diese Welt behalten kann. – Wirklich in Geschichte war ich ne Niete darin, wenn es drum ging, sich zu behalten, wann was passiert ist.
Erui ist für mich jedoch anders. Es existiert in mir und es fällt mir leicht, die komplexen Zusammenhänge zu sehen. Was weniger leicht fällt, ist die verworrenen und verstrickten Schicksale für euch so auf Papier zu bannen, dass ihr dem ganzen folgen könnt.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte um Gwendolyn, Mendric und den Rest der Wächter, die im „Stern von Erui“ im Hintergrund die Strippen ziehen, nun zu mehr als der Hälfte fertig und in großen Teilen auch schon lektoriert.
Aber:
Manchmal kann man sich mit gewissen Themen nicht auseinandersetzen
So geht es mir derzeit im dritten Abschnitt des ersten Buches. Ich weiß genau, was passiert, wie es weitergeht, was für Enthüllungen kommen und welchen Weg jeder Protagonist einschlägt. Das Ende ist geschrieben und es fehlt nur noch so ein Zwischenstück.
Ich kann aber einfach nicht. Es geht nicht und will mir nicht aus den Finger fließen, denn ich verbiete meinen Kopf geradezu, sich in diese Figur hineinzufühlen.
Warum?
Achtung Spoiler: Eine junge Frau wird ihr erstes Kind vor der Geburt verlieren. Vermutlich eine der bittersten Erfahrungen, die man machen kann, und ich ich hoffe und wünsche, dass sich kaum einer der späteren Leser damit identifiziert.
Auch ich kann bzw. will mich in diese Figur derzeit nicht einfühlen. Und doch ist es der einzige Weg, wie sie glaubhaft und real werden wird. Nur manche Themen sind auch für uns Autoren einfach nicht zu jedem Zeitpunkt richtig.
Im Stern habe ich die Szenen langen vor mir hergeschoben, in denen ich erzähle, was Fenia im Land des Schattens erlebt. Auch damals wusste ich, dass ich sie nicht einfach so lapidar als Andeutung in einer Rückblende stehen lassen kann, doch kostete es mich unendlich Überwindung.
Dinge, die so schrecklich sind, dass man sie keinem wünscht, sind auch nicht einfach zu beschreiben. Ich weiß noch, damals habe ich beim letzten Wort der letzten Szene von „Blut und Tränen“ selbst solche vergossen. Vermutlich wird mir das wieder passieren. Doch bis ich dafür bereit bin, müsst ihr leider warten.
Ich hoffe, ihr freut euch dennoch auf den blauen Drachen. Und bis er fliegt, schaut gerne hier vorbei, ich halte euch auf dem Laufenden.
Eure Sylvia