Erster Schnipsel im neuen Jahr

Auch hier nochmal ein frohes neues Jahr 2016.

Der erste Schnipsel in diesem Jahr ist aus einem meiner neuen Projekt und soll euch einfach schon mal darauf einstimmen, dass es nicht nur Highfantasy und Erui dieses Jahr von mir geben wird. es ist der bisherige Prolog meiner Märchennovelle „Die Seele meines fremden Bruder“.

Worum es geht? Um Flucht vor dem Alltag und das Entdecken neuer Welten. Ein wilder magischer Tanz erwartet euch, der euch hoffentlich zu fesseln weiß.

 

Prolog

Afrika, die Wiege der Menschheit, – so zumindest glauben es die Forscher.

Bei vielen löst allein das Wort eine ungeahnte Sehnsucht und Fernweh aus. Endlose Steppen, durch die große Horden von Zebras und Gnus ziehen. Weite Wüsten, tödlich, für jeden, der sie betritt. Sengende Sonne und monatelange Dürre, lebensfeindlich und abweisend; doch dann, einmal im Jahr, wenn der Regen kommt, erinnert sich das Land daran, dass es der Schoß war, aus dem alles Leben seinen Anfang nahm. Es blüht auf, wird grün und nahrhaft. Für wenige Wochen gibt es alles im Überfluss, bis der Kampf ums Überleben von Neuem beginnt. – Das zumindest, ist Afrika, wie es sich die meisten vorstellen.

Ich aber, ich habe ein anderes Afrika gesehen. Ein wildes, üppiges, überreiches Land, das verschwenderisch mit seinen Gaben prahlt. Ich denke nicht an trockenen Wüstenstaub, sondern an regenschwere Luft, so feucht, dass man beim ersten Atemzug in ihr glaubt, ertrinken zu müssen. Ein Afrika voller unbändiger, überschäumender Lebensfreude. Seine Musik, sein Tanz ziehen einen an und man verfällt darin, wie in einen Rausch.

In dunklen, abweisenden Gesichtern verliert man sich, wird sich seiner eigenen Andersartigkeit bewusst. Man wird selbst zum Außenseiter und zum Fremden, bis sich einem eine fremde Hand reicht und hineinzieht in diese Welt, die man kaum versteht. Man ist ausgeliefert und hilflos, denn selbst das Bekannte wirkt hier ganz fremd. Erst wenn man lernt, zu vertrauen, den Wegen zu folgen, die das Leben hier geht, erst wenn man sich einlässt auf diese Welt, offenbart sie sich. Dann zieht sie dich an sich, erdrückt dich fast mit all ihrer Fremdheit. Sie packt dich, kriecht dir in Herz und Seele und füllt die Brust mit Sehnsucht und dem Wissen, dass wahr ist, was die Forscher glauben.

Dieses Afrika, fremd und gefährlich, bösartig und wild und doch irgendwie altvertraut, es hat mich eingewoben, eingesponnen, gefangengenommen und nie wieder losgelassen, selbst jetzt, wo ich durch doppelt verglaste Fensterscheiben auf einen trüb-grauen Wolkenvorhang starre und die Wärme und der Tanz von damals nur eine ferne Erinnerung sind.

– Oder war das alles doch nur der Voodoo?

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