Namen bekommen Gesichter – Part 6 Die Ewige Herrin

Gwendolyn von Nualschadan ist Hohepriesterin des Zirkels der Sonne und des Mondes seit sich irgendjemand in Erui erinnern kann. Und das ist lang. Ein Zauberwort des Himmels ließ sie und die anderen drei Wächter einst unsterblich werden, damit sie Eruis Geschicke aus dem Hintergrund lenken können, bis sich endlich die Worte der alten Prophezeiung erfüllt haben.

Sie ist dabei eine ehrwürdige Erscheinung. Nicht mehr jung, aber auch noch nicht uralt. Ihr langes, rabenschwarzes Haar wird schon von grauen Strähnen durchzogen. Sie ist aber immer noch, oder vielleicht auch gerade durch die durchlebten Jahrhunderte, eine imposante Erscheinung. Der Hauch früherer Schönheit liegt in ihren Zügen.

Was in Erui allerdings niemand über sie und die anderen Mitglieder des Ewigen Rates weiß ist, dass die Worte des Himmels keine Belohnung an seine treusten Diener waren. Vielmehr war die Ewigkeit eine Strafe dafür, dass sie die Worte des Weltenschöpfers nach eigenem Belieben ausgelegt hatten, stets selbst die Initiative ergriffen und den Weg des Nebelreiches bestimmen wollten, statt auf die Führung des Himmels zu vertrauen.

Erst mit den Jahren wurde auch Gwendolyn klar, dass nicht sterben zu können kein Segen ist, sondern ein Fluch. Sie beginnt zu verstehen, dass der Tod vielleicht nicht das Schlimmste ist, was einen zwischen den Nebeln der Zwillingswelten erwarten kann.

 

Gwendolyn2

Die Herrin der heiligen Haine. Skizze von Dorothee Rund.

 

Hier geht es zum vorigen Beitrag aus der Reihe ‚Namen bekommen Gesichter‘: Prinz Dûrowinn.

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