Marketing für Selfpublisher – Teil 2

Aller Anfang ist schwer.

doch immerhin sind wir ja nun schon mal soweit, dass wir wissen und eingesehen haben, wir können das beste Buch aller Zeiten geschrieben haben, aber ohne Marketing wird es nichts.

Doch wie fange ich nun an? Oder mal noch grundlegender wann?

Wieder möchte ich mich anhand meiner Erfahrungen entlang hangeln und damit auch anhand der Fehler, die ich gemacht habe. Denn meine Schlussfolgerung 2015 war, ich kann ja erst etwas bewerben, wenn ich ein Produkt habe. Damals war ich wirklich über enthusiastisch und voll kreativer Ideen und auch der Meinung: Viel hilft viel.

Also ging ich am Tag des Release hin und schrieb 150 Buchblogs gezielt an, von denen ich vorher recherchiert hatte, dass sie Fantasy mögen, und damit potentiell mein Buch lesen wollen könnten. Ich habe eine kreative Mail verfasst mit diesem Artikel (den Text dazu hab ich mal ausgeblendet), der auf mein Buch neugierig machen sollte:

BILD_Artikel Schlagzeile

Warum es dennoch nicht wirklich zündete, hab ich später erst verstanden, aber das hat mir für die Zukunft sehr weitergeholfen. Prinzipiell war es perfekt, dass ich was Kreatives geschaffen hatte, was mehr war, als nur das Cover zu posten und den Klappentext. Und auch die Menge an Rezensenten (150, da man gut mit 60-75 % Absagen rechnen kann) war angemessen gewählt. Die Fehlannahme aber war, dass ich erst mit dem Tag der Veröffentlichung begann und nicht bedacht habe, das Blogger ganze Gebirge an SuBs (Stapel ungelesener Bücher) bei sich daheim und auf ihren E-Readern haben.

Darum:

Nein, man muss nicht auf den Tag des Release warten, bis man anfängt seine Marke aufzubauen.

Man kann tatsächlich schon weit vorher aktiv werden. Eine Website und eine Präsenz auf Facebook (möglichst außerhalb des privaten Profils) sollte man sich vorher schon anlegen. Wer gleich richtig durchstarten will, legt sich dazu noch ein Twitter- und ein Instagrammprofil an. Über diese Kanäle werden heute Millionen von Menschen erreicht mit den verschiedensten Interessen.

Das alles scheint zunächst einmal sehr viel, weswegen ich auch sagen würde: Wer in den sozialen Medien (SoMe) nicht zuhause ist, der sollte klein anfangen und erst mal bei Faceblook und Homepage bleiben.

 

Und was können und sollen die einzelnen Medien nun (und ganz wichtig – was nicht?) ?

 

Homepage

Das ist euer virtuelles Zuhause. Hier gibt es alle relevanten Informationen und die möglichst auf einen Blick. Klar strukturiert und nicht überladen sollte sie daherkommen.

Ein Sektion für News sollte es geben, eine über euch mit Infos zum Autor. Eine für eure Projekte. (Ja, ich habe drei, weil das mittlerweile mein Markenzeichen ich: episch = High Fantasy, magisch =urban Fantasy, funtastisch – selbsterklärend)

Diese Unterkategorien sind wirklich für zielgerichtete Infos zu Projekten. Alles, worüber ihr sonst so schreibt, kann in euren Blog, den ihr bei Bedarf nochmal unterteilen könnt.

Sobald ihr Veröffentlichungen habt, gehören die natürlich auch auf die Seite. Durch Adons wie ‚My book table‚ lassen die sich auch sehr schön darstellen. Hier in der Märchenspinnerei haben wir das für unser Gemeinschaftsprojekt gemacht.

Eure Social Media Kanäle sollten alle direkt au eurer Homepage verlinkt sein, damit interessierte Leser euch überall folgen können.

Wichtig ist nun, Traffic auf eure Seite zu bekommen. Auch da gibt es diverse Tools, die euch helfen, eure Beiträge auf eine Art und Weise zu gestalten, dass sie optimal über die Suchmaschinen gefunden werden. Zum Beispiel dieses SEO-Tool.

Es geht allerdings auch ohne. Für die Märchenspinnerei habe ich mit meiner Kollegin alles optimiert. Für meine Seite habe ich keinerlei Addons und dennoch ist es der erste Hit, wenn ich meinen eigenen Namen google.

Was ihr tun solltet, ist auf jeden Fall die allerwichtigsten Neuigkeiten immer auf eurer Seite als Beitrag anzulegen und in die sozialen Kanäle dann den Link zu streuen. Wenn ihr es in FB, Twitter und Konsorten erzählt und auch auf eurer Seite stehen habt, dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Hauptmeldung auf der Seite wahrgenommen wird. (Wichtige Meldungen sind Preisaktionen, Veröffentlichungen, Neuauflagen, etc. )

Zur Homepage gibt es noch gefühlt 1000 weitere Dinge anzumerken, und ja, ich weiß, ich bin selbst nicht immer konsequent mit meinen eigenen Tipps. Allerdings sollte man sich auch immer vor Augen führen, dass alles sind Optimierungsvorschläge. Niemand wird die alle sklavisch zu 120% einhalten können. Doch ein wenig mehr von allem in dem einen oder anderen Bereich kann euch schon die gewünschte Sichtbarkeit bringen.

Ihr müsst immer bedenken: Ihr seid als SPler ein EIN-MANN/FRAU-Unternehmen. Ihr seid euer eigener Lektor, Korrektor, Verleger und Marketeer und ihr müsst alles so ein bisschen können. Dass ihr in manchem besser seid, als in anderem, ist natürlich. 

 

Kommen wir nun allgemein zu den Sozialen Medien (oft SoMe abgekürzt)

Als erstes und wichtigstes: Keines davon ist eine Dauerwerbeplattform für eure Verkauflinks und eure Buchcover. Ich treffe immer wieder Autoren, die bevorzugt ihre Links in immer wiederkehrenden Zyklen auf FB und Twitter spamen. Ist wie Ebbe und flut und kann ganz schön nerven.

DAS WILL KEINER SEHEN!

Sicher dürfen eure Links zu den Büchern und Preisaktionen auch auftauchen, doch es darf nicht der einzige Inhalt eurer SoMe-Präsenz bleiben.

Aber dröseln wir mal auf, was ich über die Kanäle aus eigener Erfahrung gelernt habe:

 

Facebook

Ist ein sehr aktives und geselliges Medium, kann einen aber auch schnell überfordern. Es gibt Hundertausende von Buchgruppen, denen man beitreten kann und ja, mein Rat ist, man sollte das auch tun. Doch wie immer gilt: Gezielt und nicht wahllos. Zu Anfang vielleicht erst mal zwei drei, um den Umgangston und die Spielregeln der Gruppe kennenzulernen. Geht es nur um Buchiges? Dürfen Verkaufslinks gepostet werden? Was ist mit OTs (Off-Topics = alles, was nicht mit dem Primärinhalt der Gruppe zu tun hat)

Und noch einmal: Weg mit dem Finger von der Copy-Paste-Taste eures Verkaufslinks. 

Ich selbst habe es zu Beginn nicht besser gewusst, in vielen Gruppen so gesehen und gedacht, das wäre so Usus. Aber das stimmt nicht. Nichts kann eine Gruppe so schnell gegen einen aufbringen, wie das unnötige Spammen von aggressiver Werbung.

Was könnt ihr also tun?

Im Grunde geht es um Konversation und den Aufbau eines Netzwerkes an Leuten, die euch interessant finden, eure Ideen mögen und damit eurer Seite folgen und wieder andere Leser mitziehen. Das ist oft schwer und mühselig und erfordert wirklich, dass man sich auch mal ein zwei Stunden Zeit dafür nimmt, auf Gespräche und Diskussionen einlässt. Manchmal beginnen die nicht mal mit dem eigenen Buch, sondern ganz woanders. Eins führt zum nächsten, man traut sich zu erwähnen, dass man auch schreibt und es kommt zurück: „Ja, wow cool, hab dich grade gegoogelt und es direkt bestellt.“

Klingt mühselige? Ist es auch. Niemand hat behauptet, dass Social Marketing leicht wäre.  Ich für meinen Teil kann sagen: Ich habe Facebook anfänglich gehasst. Auch, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse viel zu viel Persönliches von mir preisgeben, um Aktivitäten auf meiner Seite zu bekommen. Dabei wollte ich das nicht. Ich wollte nichts Privates erzählen, keine Katzenbilder teilen und kein dummes Zeug posten müssen. Es fühlte sich an, als müsse ich eine überdurchschnittlich gutgelaunte Pseudovariante von mir fürs Internet erstellen, bei der immer nur alles eitel Sonnenschein ist.

Dann gab mir mein Marketing Demon from Hell aber den allerbesten Rat, den ich auch an euch weitergeben will: Man muss sich nicht verstellen und verkrampfen.

Werdet euch vorab klar darüber, was und wie viel dürfen eure Leser von euch erfahren. Wo zieht ihr die Grenze?

Das kann schon mit dem Künstlernamen anfangen und bis hin zu einer völlig geheimen Identität (geschlossenes Pseudonym) gehen. Aber das ist egal. Solange das, was ihr von euch preisgebt, ehrlich und authentisch ist. Jeder Autor hat da seinen ureigenen Stil und manche finden ihn auch erst mit Ausprobieren.

So. Das zunächst vorab. Jetzt kommen wir zu den technischen Hilfmitteln auf Facebook:

Beiträge liken : Ist toll und Likes fühlen sich gut an, bringen euch aber keine Reichweite, nur Interaktion. Es ist das Minimum an Kommunikation, die stattfinden kann. Wenn euch also bei anderen etwas wichtig ist, dann liked nicht nur, kommentiert und teilt auch.

Beiträge kommentieren: Kommentare, gerade auch auf eure Beiträge in Gruppen, sorgen dafür, dass sie wieder nach oben rutschen und mehr gesehen werden. Rein informative Beiträge sind somit toll, aber generiert lieber solche, wo Leute sich auch persönlich einklinken können. Es geht ja um den Austausch. Meinungen geben, Meinungen bekommen. Werdet interaktiv!

Beiträge teilen (Extra für Tina 😉 ) : „Meinen Beitrag teil ich nicht. Nein, meinen eigenen Beitrag teile ich einfach nicht!“ *seufz*

Ja, hab ich auch früher gedacht. Aber anders, als sich selbst zu liken, ist sich selbst teilen gar nicht verwerflich. Ihr habt was geschrieben und glaubt, das könnte andere interessieren? Fein! Sucht die Gruppen, in denen es relevant ist. Nicht einfach wahlos überall. Am besten Morgens um acht Copy-Paste zack alle 45 Buchgruppen einmal durch. Mittags um 12 wieder (war ja jetzt genug Abstand oder?) und abends nochmal für die arbeitende Bevölkerung, die auch so langsam vor den Rechnern eintrudelt. Das wäre das andere Extrem zum ‚Nicht-Teiler‘. Beides ist schlecht und nicht zielführend.

Und, achja, ihr müsst nicht jeden eurer Beiträge auf eurer privaten Chronik teilen. Stellt euch vor, das ist euer Wohnzimmer mit euren Freunden und Verwandten drin. Also Leuten, die euch (in den meisten Fällen) sehr viel näher stehen, als die Follower eurer Autoren-Seite. Die wollen nicht ständig das große Reklameschild ins Gesicht gedrückt kriegen. Die lesen eh schon, was ihr so alles teilt. 😉

Also teilt eure Beiträge, macht euch Gedanken darum, was und wann mit wem. Und teilt verschiedenes. Mal die Idee zu eurem neusten Plot, mal das halbfertige Buchcover, dass euch schon Schreie der Entzückung entlockt, mal ganz persönlich einfach nur, wie euer Tag gewesen ist. Seid menschlich und greifbar für eure Leser und nicht dieser abgehobene und elitäre Bewohner eines Elfenbeintürmchens, der sich weit über dem nicht schreibenden Teil der Gesellschaft erachtet.

 

Verkaufslinks auf der FB-Seite: Ein nettes Gimmick, werden aber nicht so häufig genutzt. Allerdings sollte man nicht drauf verzichten. Wenn einer schnell zu eurem Produkt gelangen will gilt: Mit so wenig Klicks wie möglich!

Beiträge bewerben lassen : Habe ich bis heute noch nie gemacht, denn viele klicken bezahlte Werbung einfach weg. Von anderen weiß ich, dass es sich nicht immer unbedingt lohnt.

 

Puh … Das war jetzt ganz schön viel Input auf einmal.

Für mich war am Anfang Homepage plus Facebook auch absolut ausreichend, um mich hoffnungslos zu überfordern. Bei Annika Bühnemann könnt ihr allerdings noch ein paar tolle Tips finden, wie man seine Zeit allgemein besser einteilen könnt, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen, denn sicher, ihr seid Autor und schreiben muss auch irgendwann noch drin sein.

 

Wer den ersten Post verpasst hat, der kann hier nochmal zu Teil 1 

und weiter geht es dann hoffentlich bald mit Teil 3 (Noch mehr soziale Medien)

 

Liebe Grüße,

 

Eure Sylvia

 

P.S. Ich weiß, dass ich in diesem Artikel nie und nimmer alle aufkommenden Fragen abdecken kann. Wer also spezifisch etwas wissen möchte, der darf seine Fragen gerne in die Komments posten. Mal sehen, ob ich ne schlaue Antwort habe.

 

 

3 comments

  1. Danke Sylvia! Tolle Tipps!
    Eine Frage habe ich: Ich habe jetzt eine Website als Autorin und eine FB-Fanpage. Aber auf FB habe ich gerade mal 39 Abonnenten (fast alles Freunde von mir, also keine Kunden). Wie schafft man es denn (wenn noch kein Traffic von Lesern kommt, da noch gar nichts herausgegeben), fremde Interessierte zu finden?
    Grüsse, Nicole

    1. Ja, das ist zugegeben schwierig. Die Buchgruppen auf FB sind ein Anfang. Dazu muss man allerdings wissen, dass jede Gruppe ihre eigenen Verhaltensregeln hat. Man braucht eine Weile, um sich da einzufinden und muss wirklich Teil davon werden. Also auch Zeit in simple und zunächst belanglos scheinende Diskussionen investieren. Man muss sich vernetzen, auf Gespräche eingehen, sehen, wonach die Leute suchen. Fragen, ob sie was vom eigenen Buch hören wollen. Es müssen echte Dialoge entstehen.
      Ein weiteres gutes Mittel sind Likerunden. Die werden in den größeren Gruppen und auch auf den Bücherblogs öfter veranstaltet. Da darf man dann einfach seine Seite verlinken und bekommt Likes. Aber auch selbst mal durchforsten, oob es nicht neue Seiten gibt, die man liken mag. Dadurch wird die Timeline voller, die Reichweite nimmt hier ein bisschen zu und da ein bisschen ab. Ein Geben und Nehmen. Aber man gerät in ganz neue Wirkungskreise hinein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert