Heute mag ich was über mein „Herz des blauen Drachen“ erzählen
Im allgemeinen wisst ihr ja, dass ich in meinen Büchern gern immer etwas mehr tue, als ’nur‘ eine Geschichte zu erzählen. Geschichten, Märchen, Fabeln, Fantasy – das alles verbinde ich selbst immer mit dem gewissen Etwas. Dieser bewusst oder unbewusst versteckten Botschaft, wie eigentlich alle klassischen Märchen sie haben, wie auch Der Herr der Ringe oder aber Die Nebel von Avalon sie haben. Ich mag einfach Bücher, die man nicht nur einmal lesen kann, sondern die einem immer wieder etwas Neues bieten.
Darum versuche ich das auch bei meinen.
Aber glaubt jetzt nicht, dass ich da sitze und mir überlege: Boah, über welches Thema kann man denn schön in einer Fantsy-Geschichte philosophieren?
Nein. Es ist eigentlich viel simpler. Die Geschichten finden mich und je mehr ich von ihnen sehe, umso mehr sehe ich die Verbindung zu uns, zu unserem Leben im Hier und Jetzt. Und was ich dann tue, das ist noch einfacher:
Ich höre der Geschichte in mir einfach zu.
Beim Stern wusste ich von Anfang an, was er mir sagen will. Beim Drachenherz war das nicht gleich klar. Da waren erstmal nur Gwen und ihr Weg zur Hohepriesterin, und Mendric, der in jungen Jahren so ganz anders war. Und Ariman und Luani und ich wollte eigentlich nur, dass die Leser begreifen können, dass sie nicht die Bösen der Geschichte sind.
Vielmehr sind sie die, die seit Ewigkeiten schon damit geschlagen sind, ihrer Welt beim Sterben zuzusehen, unfähig, etwas dagegen zu tun. Die Legenden, mit denen Erui gerettet werden kann, sie sind nicht für sie geschrieben worden und die Rollen, die sie spielen, sind vielleicht die Härtesten von allen.
Dann irgendwann kam der blaue Drache mit ins Spiel.
Er war zunächst gar nicht so übermäßig präsent in meinen Gedanken. Er schob sich erst später rein. so ein bisschen zornig und wütend, dass ich ihm keine Beachtung schenkte. Und Zorn und Wut war seitdem überall. Ich habe versucht, zu verstehen, woher das kommen mag und mit der Antwort auf diese Frage, habe ich auch mehr oder weniger den Grundtenor der Geschichte gefunden.
Thoran versprach, für die Ewigkeit, die ihm geschenkt wurde, in Eruis dunkelster Stunde einen neuen Weg zu schaffen. Wie genau das alles vonstatten geht, und was am Ende passiert, das verrate ich hier natürlich nicht, obwohl jeder, der den Stern kennt, natürlich eine grobe Ahnung davon hat.
Aber vor allem wurde mir klar, mit was dieses Geschöpf sich auseinandersetzen muss: mit seiner plötzlichen Sterblichkeit. Der Endlichkeit eines jeden Dinges.
Werden und Vergehen sind also die Triebkräfte, die das Drachenherz prägen.
Ihr werdet also ein Erui kennenlernen, wie ihr es euch vielleicht schwer vorstellen könnt und wie ich es mir anfangs auch nicht ganz vorstellen konnte. Doch mit jedem Gedanken und jedem Wort wird das Bild in meinem Kopf klarer. Und ich hoffe, dass ich euch mit Worten malen kann.
Was nun noch bleibt ist die Frage: Woher mag dieser Gedanke kommen? denn natürlich ist mir klar, dass die Geschichten schon irgendwo in mir entstehen. Und nach einer Woche wie der letzten, kann ich das auch ganz gut nachvollziehen.
Leben und Tod sind das, womit ich tagtäglich konfrontiert bin.
Nehmen wir die letzte Woche. Es ist Frühjahr. Was steht also in so einer Tierarztpraxis an? Ultraschall. Bei Stuten, bei Hunden bei Katzen. Gratuliere! Sie bekommen Nachwuchs. Wohl die häufigsten Worte in dieser Woche. Ein Korb mit mutterlosen Katzenwelpen. Mauzendes Glück auf winzigen Samtpfoten, das sich dankbar in eine liebende Hand kuschelt, nachdem es Fläschchen gab.
Aber dann sind da auch die anderen Fälle. Die treuen Freunde, die geliebten Gefährten, die einen durch die Kindheit oder ein stückweit durch das Erwachsenenleben begleitet haben. Am Ende bleibt manchmal nicht mehr, als dass ich diesen treuen Seelen endlich Erleichterung und Frieden schenken darf. Schenken muss. Die Entscheidung mit dem Besitzer zu treffen, ist dabei oft nicht leicht. Und dennoch. Meist, in unausweichlichen Fällen, mache ich sogar das gern. Denn ich weiß, ich kann Schmerzen nehmen. Schmerzen, die Menschen in der gleichen Situation oft ertragen müssen.
Dennoch ist es traurig.
Neues Leben und vergehendes begleiten mich also immer und überall. Eigentlich nur logisch, dass es irgendwann auch einen Weg in meine Geschichten fand.
Liebe Grüße,
Eure Sylvia