Selbstreflektion – Ein paar ‚Schwächen‘ meines Sterns im Rückblick

Heute Abend ist mir einfach mal danach ein bisschen über meinen Stern von Erui zu plaudern.

 

Der Grund ist reichlich simpel: Ich habe in den letzten Wochen ein paar ganz tolle Rezensionen bekommen. Und manche eurer Worte beschäftigen mich einen ganzen Tag und länger. Na gut, nicht alle. Aber viele. Also ist mir danach, darüber zu reden. 🙂

 

Zuerst will ich mal mit einem Gerücht aufräumen, bzw. erklären, warum es existiert.

 

Oft fragen mich die Leute: Der Stern soll dein Erstling sein? Ernsthaft? So komplex, so allumfassend so … groß?

Die richtige Antwort ist: Jein.

Erstling. Was heißt das überhaupt? Das erste Buch, das ich je schrieb. Nein. Definitiv nicht. Der allererste hieß ‚Pucki, das kleine Eichhörnchen‘ und ich habe es in der 3ten Klasse geschrieben. Davor hatte ich was mit einem Einhorn und einer Trauerweide angefangen, aber nie beendet. ( Ich glaube, da hat Erui schon insgeheim angeklopft 😉 ), danach habe ich noch mehr Bücher geschrieben. Ponybücher. Und ja, eines davon wurde sogar publiziert.

Aha, also ist das wohl mein Erstling.

Daran scheiden sich die Geister. Es gibt teile der Buchwelt, die selbst einen selbstverlegten Autor noch als ‚unveröffentlicht‘ betrachten. Also Wettbewerbe, die ausgeschrieben sind für ‚unveröffentlichte Autoren‘ mit dem Zusatz, dass Selfpublishing nicht zählt. Demnach wäre also nicht einmal der Stern mein Erstling, oder der Lurch, sondern die Bücher, die nächstes Jahr im Verlag erscheinen werden (Überraschung!!!)

Mein Ponybuch zählt allerdings wirklich nur so halb, denn es war bei weitem kein seriöser Verlag und ich glaube letzten Endes wurden von der Auflage, die 1000 Stück umfassen sollte nicht mehr als 50 gedruckt. Ja, über diese Episode meiner Autorenkarriere kann ich ein eigenes Buch schreiben. Will ich aber nicht.

Sagen wir einfach: Der Stern ist mein erstes richtiges Buch, was irgendwie seinen Weg in die Öffentlichkeit fand. Ob wir das nun als Erstling bezeichnen oder nicht, ist mir egal. Die Geschichte war so ziemlich immer da und das erste Mal wirklich drüber nachgedacht habe ich mit 14.(Nachdem das Ponybuch grandios gescheitert war) Aber Teile dieser Geschichten kann ich bis sehr viel früher in meinem Kopf verfolgen. Gefühlt ist es auf jeden Fall mein Erstling und eigentlich auch die einzige Geschichte von der ich immer wusste, dass ich sie erzählen MUSS. Dass nur ich sie erzählen kann …

 

Aber zurück zum Thema: Es gab viele Sterne für den Stern! 🙂

 

Viel Lob für mich und ein paar sehr schöne Komplimente, die mich den ganzen Tag schon selig lächeln lassen. aber es gibt ja nicht immer nur Lob. Klar, es gibt Leute, die einfach nur total überwältigt sind … und was soll ich sagen? War ich auch, je mehr von der Geschichte sich mir offenbarte. Ich habe wirklich oft genug Rotz und Wasser geheult und manche Szenen niederzuschreiben fiel mir extrem schwer.

Kommen wir damit auch zu einer Sache, die ich ab und zu mal lese: Nämlich, dass Buch zwei ein paar Längen hat.

Ja. Da gibt es nichts dran zu rütteln. So ziemlich bis kurz vor der Veröffentlichung habe ich extrem mit den Schattenkriegen gehadert. Aus verschiedenen Gründen.

Zum einen ging es um … ? Richtig! Krieg. Also viele Kampfszenen. In denen habe ich mich nicht wirklich so zuhause gefühlt. Ich habe mindestens doppelt so viele davon wieder gelöscht, wie ich nachher im eigentlichen Buch einbaute und war dennoch in der vorläufigen Endversion nicht glücklich mit Teil zwei.

Es fühlte sich nicht wie ein gutes Buch an, sondern wie eine Notwendigkeit, um von meinem spannenden Auftakt Heimkehr zu meinem fulminanten Finale Sternenstaub zu kommen. So die Geschichte, die halt erzählt werden muss, damit man es versteht, während der eigentliche Zeitstrang nichts Nennenswertes zu bieten hat.

 

Dabei war ich ziemlich blind und habe lange, das Wesentliche nicht gesehen.

 

Ich habe dann 5 Monate vor der Veröffentlichung die ersten Rückmeldungen zu teil eins bekommen und war ein wenig überwältigt, dass die Leute es wirklich mochten. Dann kamen die ersten Leserunden und Rezensionen und auch Fragen per PN zu diesem oder jenem Charakter. Zu allem zu Lew. Und da fiel es mir dann wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen.

Denn ja, ich habe keine andere als seine und Fenias Geschichte erzählen wollen. Eingebettet in diesen ganzen weltumfassenden Epos. Ich wollte in Buch zwei in die Vergangenheit und dort von den eigentlichen Helden von Erui berichten. Während Fenia einem in Band eins ja noch nicht wirklich nah kommt, weil man sie nicht versteht (und nicht verstehen soll) soll man in Band zwei verstehen, warum sie, die strahlende Heldin, der alles in den Schoß fällt, zerrüttet und kaputt und völlig ohne Hoffnung nachhause kommt.

 

Ich habe dann das getan, wovor ich mich die ganze Zeit gedrückt habe.

Ich habe die Geschichte von Fenias Erlebnissen im Norden ausgeschrieben. Buch zwei setzte ursprünglich da ein, wo Joe sie heim nach Talveymar bringt und man bekam vieles nur in der Rückblende mit. Dadurch blieb sie dieses kalte, unnahbare Geschöpft. Und auch Llewellyn war nur in meinem Kopf der Junge, der für sie zum König und zum Helden wurde, denn man sah nichts von seiner Entwicklung.

Ich weiß noch, dass ich in wenigen Wochen schrieb und schrieb und schrieb, soviel und so gut, wie glaube ich noch nie zuvor. Ich habe bei weitem nicht so viel gelöscht wie üblich und alles fügte sich irgendwie zusammen und fühlte sich richtig an.

Und dann habe ich noch ein paar Längen eingebaut.

 

Es gibt ein Buch, das mir beibrachte, dass Längen nichts Schlechtes sein müssen. Das war der fünfte Band von Harry Potter. diese furchtbare Ungewissheit, in welcher die Erwachsenen Harry hinhalten, ihn nicht einweihen und ihn mit Belanglosigkeiten bei der Stange halten. Dadurch habe ich seinen Frust gespürt und selbst erlebt.

Das wollte ich auch für Erui. Und was sollte Buch zwei ihnen am eindrücklichsten vermitteln?  Fenias Schmerz. Nach allem, was sie erreicht hatte, nach allem, was sie war, den Prüfungen, die sie bestanden hatte, den Schlachten, die sie geschlagen hatte, war sie letztlich heimgekehrt.  Heimgekehrt und doch niemals mehr wirklich in der Lage, irgendwo zuhause zu sein, weil der Schatten ihr alles genommen hatte, was Erui ihr einst vor die Füße legte.

Es vergehen viele Monde, in denen die Menschen versuchen, nach Talveymar zu gelangen und sie eben partout NICHT dorthin will. Weil es für sie dort nichts gibt, als bittere Erinnerungen.

Ja, für manche mag das ein bisschen langatmig geworden sein. Doch ich erinnere mich immer wieder gern an den Brief von Fenia, den meine Kollegin Eva-Maria auf ihrem Blog verfasst hat, der mich spüren ließ, dass sie in Schattenkriege genau das gefunden hatte, was ich versucht hatte, hineinzulegen. Das hat mich schrecklich glücklich gemacht. Und gleichzeitig musste ich heulen, weil der Brief wirklich sehr ergreifend ist und ich mich echt schuldig fühlte. (Dabei wusste ich ja, wie letztlich alles enden würde)

Alles in allem wurde mit diesem letzten Überarbeitungsschritt aus den Schattenkriegen ein Buch, das auch für mich nicht mehr länger nur so der Teil zwischen eins und drei war, sondern eine in sich geschlossene Episode in diesem sehr düsteren, traurigen Märchen. Und ja, ich mag Schattenkriege mittlerweile sehr. 🙂

 

In der Reihe gibt es außerdem noch diese ‚vergessenen‘ Nebencharaktere

 

Charaktere, die man nicht braucht, hat eine kritische Stimme sie genannt. Sie haben keine Relevanz und hätten gar nicht erst mit nach Erui kommen müssen.

Stimmt!

Lena und Nina sind furchtbar. Ich hasse sie und ich hasse die Stellen mit ihnen. Aber sie waren notwendig.

Der Stern gibt ja viele seiner Geheimnisse nur zwischen den Zeilen preis. Zu diesen beiden sei folgendes gesagt: Ich glaube, – nein, ich weiß -,  dass es tatsächlich so oberflächliche Menschen gibt, dass sie durch ein magisches Portal in eine phantastische Welt gelangen könnten, sie könnten sehen, wie diese durch Hass, Bosheit und Niedertracht, Oberflächlichkeit, Kälte und Gleichgültigkeit fast zerstört und von wahrer, reiner Liebe gerettet wird, und dennoch würde es für sie und ihre Art zu leben nicht, aber rein gar nichts ändern.

Es gibt sie. Leider. Darum gibt es auch immer noch den Schatten. Aber im Stern steht es ja:

 

Gib die Menschen nicht auf. Die Träume in ihren Herzen können so mächtig sein. Sie müssen es nur erst begreifen.

 

Soweit erstmal von mir.

 

Habt einen schönen Abend. 🙂

 

Eure Sylvia

2 comments

  1. Ich musste bei deinem Absatz zu Nina und Lena an etwas ganz Bestimmtes denken. Du benutzt fast die gleichen Worte, wie Aslan im letzten Narnia-Teil… Man kann manchen Menschen die Wunder zu Füßen legen und sie bleiben trotzdem dafür blind…

    1. Ach … Echt? Daran erinnere ich mich nicht. Obwohl es sein kann, dass ich tatsächlich das letzte Narnia-Buch gar nicht mehr gelesen habe. Meine Schwester hat die Reihe vor mir gelesen und war dann noch dran, als ich das Buch lesen wollte und dann kam ich nicht mehr dazu. … Aber interessant. 😀 Ja. die Schöpfung Eruis und die Schöpfung Narnias sind sich doch recht ähnlich. Auch wenn ich das erst spät herausfand. Narnia habe ich ja erst NACH der Realverfilmung von ‚The Lion the Witch an the Wardrobe‘ gelesen. Ich sehe schon, manche tolle Geschichten sind mir einfach entgangen, oder ich habe sie zu spät erst kennengelernt. 🙂

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