Die ersten Töne eines ewigen Liedes (Edit)

Liebe Guddy, (aber natürlich auch alle anderen, die den vorigen Beitrag gelesen haben und dann noch mehr erwarteten 😉 )

wie sagen die Comedians immer ‚Ich muss mit meinem Publikum erst noch warm werden.‘ Mir geht es ungefähr genauso. Und da kann ich vermutlich direkt an meinem vorigen Beitrag anknüpfen. (Den findet ihr übrigens hier.)

Also ich war vierzehn, da bekam das Kind (Erui) das erste Mal seinen Namen. Natürlich waren die Charaktere, die Umstände, die Welt noch recht grob und neu und bei weitem nicht so ausgefeilt. Doch alle wichtigen Eckpunkte gab es schon. Fenia hatte die Fähigkeit, den Schleier zu durchschreiten. Doch statt nur ein einziges Mal tat sie es in der ursprünglichen Version regelmäßig. Das änderte sich dann mit der Zeit, als mir so langsam bewusst wurde, wie anders Erwachsene die Welt doch wahrnehmen. Mein Traumreich glitt immer tiefer in einen Nebel, der von niemandem mehr durchdrungen werden konnte, weil Träume, Phantasy und der Wunsch die Welt zu verändern mit den Jahren in allen, die ich kannte, immer geringer wurden. Es ging mehr um die nächste Klausur, den Notendurchschnitt fürs Bewerbungszeugnis. Mehr um die Frage, welcher Job bringt später mal mehr Geld, als wirklich: Was bin ich, was kann ich, wofür brenne ich?

Ein guter Teil des kritischen Blickes, den ich auf unsere Welt im ersten Band werfe, ist wohl dieser Wahrnehmung geschuldet. Irgendwo auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen verlieren wir einen Teil unserer Seele, geben ihn ab, tauschen ihn gegen Vernunft. Doch wo gehen sie hin, unsere Träume?

Ja ihr seht schon, ungefähr an diesem Punkt entstand das Vorwort für den ersten Teil. Damals war das Buch allerdings keineswegs als Mehrteiler geplant. Ich habe grob überschlagen mit 400-500 Seiten gerechnet. Gesamtwerk, versteht sich. Dass es dabei nicht geblieben ist, das wissen die treuen Fans unter euch natürlich.

Für alle anderen mag sich hier aber die Frage stellen, wie kam es dazu? Was hat sich noch geändert, außer, dass Erui durch die Schleier verbannt wurde und von nicht mehr als einer einzigen Person noch zu erreichen war?

Der eigentliche Grund sitzt gerade mir gegenüber und kaut nichts ahnend seine Pizza, während ich das schreibe.

Aber ich hole auch hier mal ein bisschen weiter aus. zunächst sind da wohl die Charaktere, die sich mit den Jahren sehr verändert haben. Anfangs waren Fenia und Martin gleich zu Beginn ein Herz und eine Seele. Überall gemieden und für komisch befunden, war er derjenige, der sie von Anfang an verstand. Doch je weiter ich diesen Charakter kennen lernte um so deutlicher machte er mir, dass da noch etwas anderes in ihm steckt. Er war mehr, als der nette Junge von nebenan. Mehr als ich zunächst sehen konnte. Seine ganze tragische Geschichte offenbarte sich mir, je tiefer ich in die Geschichte eintauchte und versuchte, seine Motivation für vieles zu verstehen. Er, der sich nie gewollt und nie geliebt gefühlt hatte, der immer glauben musste, nirgends dazuzugehören. Ganz einfach, weil er selbst nie wusste, wer er eigentlich war. Das hat ihn verändert und natürlich auch seine Haltung Fenia gegenüber, die als Einzelkind aus einer glücklichen Familie in seinen Augen immer alles hatte, was er sich je wünschen konnte.

Der zweite Charakter, der sich sehr gewandelt hat, war Joe. Er war zunächst wirklich nur Martins bester Freund. Blass und farblos hat er ihm immer nach dem Mund geredet. Seine Liebe zu Fenni war höchstens eine heimliche Schwärmerei. Bis mir klar wurde, das Martin eben der war, der er war. Mit seinem Jähzorn, seinem aufbrausenden, manchmal cholerischen Temperament brauchte er einen Freund an seiner Seite, der, komme was wolle, immer zu ihm stehen würde. Selbst wenn er es gar nicht merkte. Joe wurde also zu seinem Fels in der Brandung, der loyale Freund, auf den er sich immer verlassen konnte. Immer, mag sich mancher fragen, der die Reihe bis zum jetzigen Punkt kennt. Und hier kann ich euch eines schon vorab verraten: Ja. Immer!

Wie ihr seht, sind das bisher nur zwei Figuren in dem Kabinett, das die Seite meiner Geschichte füllt und allein über sie könnte ich stundenlang erzählen. Wem bis hierher übrigens nicht klar ist, ob es jetzt eher eine Liebesgeschichte ist, und um Fenia und Martin geht, oder ob die Freundschaft zwischen Martin und Joe im Vordergrund steht, den muss ich enttäuschen (oder beruhigen?). Es ist weder noch. Der Stern ist kein Romantasy. Es geht nicht um ‚Fenni und Joe‘ oder ‚Fenni und Lew‘ am Schluss. Freundschaft, Liebe, Heldenmut, Versagensangst, Entwicklung, an den eigenen Schwächen und Fehlern reifen und wachsen, um vielleicht eine Chance zu haben, sich allem Bösen in der Welt zu stellen, oder eben genau daran zu zerbrechen, darum geht es. Fenia, Martin und Joe wurden mit den Jahren das Zentrum meines Universums. Aber sie blieben nicht allein.

Für heute aber genug. Morgen ist auch noch ein Tag 🙂

 

Liebe Grüße

 

Eure Sylvia

 

Achja … ein PS hab ich noch: Wenn ihr wirklich Spaß am Lesen meiner Beiträge habt und gerne Kommentiert, dann macht das fleißig. Ab und zu lose ich mal aus allen Kommentaren aus und verschicke eine Postkarte, wenn ihr wollt 🙂

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