Plauderei mit der Muse

Für alle, die sich schon immer mal fragten, wo kommen die Ideen eigentlich her, die so ein Autor hat. Die können doch nicht einfach auf Bäumen wachsen oder angeflogen kommen. Da steckt bestimmt total viel Planung dahinter. Eine Plotline schreiben. Andere charaktere mit einfließen lassen. Diese vorher genau deffinieren, ihnen einen Hintergrund, Wesenszüge, Vorlieben, Abneigungen geben…

Tja, wie andere Autoren das machen, kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, wie das bei mir so ist. Da kommen die Ideen wortwörtlich angeflogen. Protagoniste stellen sich mir vor und drängeln sich mit in die Geschichte, als exitierten sie schon ewig und erst im Laufe des Schreibens entdecke ich ihre Fähigkeiten und ihren Charakter.

Manchmal bekomme ich dabei das Gefühl, dass ich die Geschichte gar nicht selbst schreibe, sondern nur sprachrohr für etwas bin, was schon ewig da ist, in mir, und was erzählt werden will.

So läuft ein typischer, mentaler, Dialog zwischen mir und meiner Muse meistens ab:

 

Ich überrascht:“Oh hey!“

Muse: „Hi auch.“

Ich etwas vorwursvoll: „Du warst ja lange nicht da. Quasi ewig …“

Muse ein bisschen zerknirscht: „Ja schon. Aber was soll ich auch hier, wenn dein Kopf voll ist mit anderen Dingen?“

Wo sie Recht hat …

Muse: „Aber da du ja unseren ersten Teil jetzt endlich einmal fertig und veröffentlicht hast und nicht alle Naselang da noch groß was dran ändern kannst, wie wärs denn, wenn du in Teil zwei ….“

Ich: „Woah, stopp! Ganz langsam. Sich wochenlang nicht blicken lassen und dann auftauchen, wenn ich grade mal wieder den größtmöglichen Stress habe. Das passt ja!“

Muse: „Naja ich dachte halt … Jetzt ist doch ein guter Zeitpunkt. Die Welt der Bücherwürmer kann nun endlich deine Charaktere kennen und lieben lernen … Naja manche davon. Aber was ist mit … du weißt schon …“

Ich sehe sie fast vor mir stehen. Anklagend, mit dem Finger auf Stellen zwischen einzelnen Teilen der Geschichte deutend. Stellen, die eindeutig leer sind. Dabei sind sie es nicht. In meinem Kopf ist noch so viel.

Aber ich will nicht, dass es kitschig wird“, versuche ich mich herauszuwinden.

Muse: „Du weißt, dass es mit Kitsch nichts zu tun hat. Aber der Charakter ist wichtig. Viel wichtiger, als du ihm bisher hier im zweiten Buch Platz einräumst.“

Da muss ich ihr zustimmen. Doch bisher fehlte mir der Elan dafür. Dennoch. Wie soll ein Leser die Tragödie begreifen, wenn er all das Gute nicht sehen darf? Wie soll man einen Charakter ins Herz schließen, wenn der größte Teil seiner Persönlichkeit zwischen den Zeilen verborgen bleibt?

Ich: „Das heißt also ich sollte …?“

Muse: „Ja du solltest. Erzähl es einfach.“

Ich, schon völlig verzweifelt, weil sie einmal mehr alles über den Haufen wirft:

„Aber du weißt schon, dass ich Buch zwei für offiziel abgeschlossen hielt.“

Muse: „Ich aber nicht.“

Mein letzter Versuch mich zu wehren: „Aber das werden mindestens vierzig neue Seiten!“

Darauf lachte die Muse nur und lässt mich einmal mehr eine Nacht lang nicht schlafen …

„Wir werden in nächster Zeit wieder gute Freunde sein“, stellt sie fest.

Ich kann nur nicken und die Kaffeemaschine anschalten.

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