Ich bin kein großer Gedichteschreiber, obwohl ich ein paar wohldurchdachte und schön zusammengesetzte Verse durchaus genießen kann. Dennoch entspringt meiner Feder hin und wieder ein Gedankenfetzen, der sich nicht halten lässt.
Das hier ist schon ein paar Monate alt. Es entstand, während ich noch nach einem Verlag für meinen Stern gesucht habe und zwar einiges an Interesse zurück kam, ich mir jedoch immer wieder von Lektoren sagen lassen musste, wie ich es zu ändern habe, damit es in das Verlagsprogramm passen würde. Die tragische Liebesgeschichte mehr in den Vordergrund rücken und ich könne meinen männlichen Protagonisten ja wohl nicht sterben lassen. Argumente wie: „Aber es ist keine Romantasy“,“ Es hat einen Sinn, eine tiefere Aussage“, „Es will doch mehr sein als leichte Lektüre für eben mal in der Mittagspause“, “ Es will einen mitreißen, gefangen nehmen und mit blutendem Herzen und Tränen in den Augen zurücklassen“, „Es soll zum Nachdenken bewegen“, zählten da nicht.
Dabei ist mir klar, dass Autoren sich manchmal in eine Idee vorschnell verrennen und es sogar gut tun kann, wenn jemand einen darauf hinweist. Doch manche grundlegenden Dinge kann man einfach nicht ändern, ohne dass es das eigene Werk verfälscht.
Diese Gedanken kamen in mir auf und ich glaube es war der zündende Funke, der mich schließlich den Weg des Selfpublishings hat gehen lassen. Denn nein, zum Wegschließen waren meine Gespinste mir zu schade 🙂
Entstanden vor langer Zeit, als ich selbst noch fast Kind war,
Frucht in mir, auf die fremder Same fiel.
Genährt fortan und gewachsen, tief im Herzen,
erblicktet ihr schließlich der leeren Seiten helles Licht,
fülltet den Raum um euch mit Leben.
Wurdet von mir gefüttert, umsorgt, in die weichsten Kissen gebetet,
mit feinen Gewändern liebevoll geschmückt und mit lichter Freude erfüllt.
Habe euch erzogen, geformt, erfunden, immer neu;
und immer neu wob ich die Zukunft,
die Teppich euch unter den Füßen war.
Worte habe ich euch in den Mund gelegt dutzendfach,
und, wohl wissend, was sie bedeuteten,
euch auch im selben wieder herumgedreht, wenn’s mir beliebte
Führte zunächst noch ich euch, so habt ihr doch bald
den Spieß einfach umgedreht.
Nahmt mich an die Hand, ganz langsam erst, schüchtern,
zeigtet mir, was euch berührt und bewegt.
Eure strahlenden Augen vor meinem Gesicht,
bittend, dann fordernd und kämpfend zuletzt,
dafür, dass den Weg ihr euch selbst suchend dürft.
So bleibt mir nicht mehr, als euch loszulassen.
Frei gab ich euch in die Hand der Worthändler und Traumverkäufer.
Zitternd, bangend, ob ich euch auch gut genug gerüstet haben mag.
Bis ins letzte gedrillt, um zu gefallen,
wusste ich doch nicht, ob ihr besteht.
Euch inspizieren und dehnen, euch beschneiden und neu verkleiden
das wollten sie, denn das können sie gut.
Aber seid euch gewiss, geliebte Gespinste,
nie soll es geschehen, dass sie euch verbiegen.
Hol euch lieber zurück in den traumschweren Geist, dem ihr entsprungen;
Schließe euch darin weg, unsichtbar dann für alle Zeit.